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Unternehmen neu gedacht  

Neue Wege der Fleischvermarktung

Bereits seit Längerem investieren Michèle und Jonathan Kobel aus ­Rubigen in den Aufbau und die Pflege ihrer Marke «Kobel’s Hof». Vom ansprechenden Logo über eine intuitive Website bis zu den regelmässig bespielten sozialen Netzwerken. Diese authentische Kom­munikation in Verbindung mit nachhaltigen Produkten und digi­talisierten Prozessen ist der Schlüssel, um auch in herausfordernden Zeiten erfolgreich zu sein. 

Labels gibt es viele in der Landwirtschaft, von Natura-Beef über Bio bis zu Suisse Garantie. Entsprechend unübersichtlich ist der Markt. Die logische Folge für einen Direktvermarkter ist, jedes Produkt mit seinem eigenen Namen zu versehen, in diesem Fall «Kobels Hof». Nur wenn die eigene Marke auf jedem Produkt steht, das den Hof verlässt, beinhaltet es auch alle Werte, die mit dieser Marke assoziiert werden. Die Wortmarke wurde modern umgesetzt und mit dem Zusatz «Seit 1908» ergänzt. Auf dieses Jahr gehen nämlich die Wurzeln der Familie Kobel zurück. Flankiert wird das Branding mit einer authentischen und sympathischen Bildwelt, welche das Regionale und das Natürliche in den Vordergrund stellt. 

Angebot – Nose to Tail in Reinkultur

«Nose to Tail» – von der Nase bis zum Schwanz – ist in den letzten Jahren wieder Mode geworden. Doch: Ein Tier restlos zu verwerten, war bereits früher gang und gäbe. Heute sind wir oft etwas wählerisch und verpassen dabei so einiges! Für einen Direktvermarkter wie Kobels Hof ist es jedoch nicht nur ein Angebot unter vielen, sondern «das Produkt». Entsprechend wird das ganze Galloway-Tier verkauft, als Gourmet-Beef in Mischpaketen zu 10, 17 oder 34 kg, von der Trockenwurst bis zum gegerbten Fell. Dieses umfassende Angebot verlangt nach optimierten und digitalisierten Prozessen. 

Prozesse – durch und durch digitalisiert

Schlachttermine planen, die Übersicht darüber behalten, wer bestellt hat, Rechnungen, Rüstlisten für den Metzger: «Zettel, Mails, SMS, Excel-Listen – ich habe nur noch Daten von der einen Liste in die andere kopiert», erinnert sich Jonathan Kobel. Das hat den Ausschlag gegeben, neben der Investition ins Branding und ins Angebot auch in die Prozesse zu investieren. Entsprechend haben Kobels in Zusammenarbeit mit der Webagentur IT & Design Solutions GmbH die Software «Makoni» entwickelt. Makoni ist eine Smart Farming Software für die Direktvermarktung und erleichtert die Arbeit im Büro durch Digitalisierung, ähnlich wie die Mechanisierung auf dem Feld. Die Webapplikation nimmt Kobels massiv Arbeit ab, macht den Hof effizienter und spart damit viel Zeit und letzten Endes Geld.

Dank Makoni fallen die Medienbrüche komplett weg. Kobels haben zum einen alle Informationen über ihre Tiere in Makoni erfasst: Durch Antippen des Tiernamens auf dem Tablet sehen sie, wo sich das Tier befindet, ob es trächtig ist oder Medikamente bekommen hat. Auch die Mitarbeitenden können Bemerkungen zu den Rindern erfassen. Last, but not least wird das Arzneimittel-Journal über Makoni bewirtschaftet.

Zum anderen laufen sämtliche Bestellungen und die Planung der Schlachttermine über die Webapplikation. Die Kunden erfassen im Webshop, welche Art von Mischpaket sie wann möchten, ob sie selber abholen oder eine Lieferung wünschen und ob es «no es Bitzeli meh» sein darf: also ein zusätzliches Filet oder eine leckere Trockenwurst mit Pfeffer oder Knoblauch.

Auf Basis der Eingänge erstellt Makoni die Rüstliste für den Metzger. Sodann drucken sie die Etiketten fürs Bekleben der Pakete aus. In der Metzgerei kann übrigens genauso wie auf dem Hof mit dem Tablet gearbeitet werden: Sobald eine Bestellung komplett verpackt ist, wird ein Häkchen gesetzt und eine Rechnung ausgelöst. Ist man zurück auf dem Hof, liegen die ausgedruckten Rechnungen im Büro und sind in der integrierten Debitorenbuchhaltung auf «nicht bezahlt» gesetzt, bis sie von den Kundinnen und Kunden beglichen werden.

Fazit – kurz und bündig

Was für einen Direktvermarkter gilt, funktioniert auch bei KMU: Ein klar positionierter Brand, ein gutes Angebot und digitalisierte Prozesse sind auch – oder erst recht – während herausfordernder Zeiten entscheidend. Auch wenn es abgedroschen klingt: Krisen sind Chancen. Als Unternehmerinnen und Unternehmer sollten wir diese Zeit nutzen, um unser Branding, unser Angebot und un­sere Prozesse zu prüfen und wo nötig zu schärfen oder zu optimieren.

Oder um es mit den Worten von Jonathan Kobel zu sagen: «In Marketing, Kommunikation und Software haben wir rund 50 000 Franken investiert. Man könnte auch sagen, das ist unser neuer Traktor. Die stetig steigende Nachfrage nach unseren Produkten, bei massiv reduziertem Arbeitseinsatz für die Administration, rechtfertigt aber diese Investition klar!» 

AutorIn

Lucas Galli ist Co-CEO der Qube AG. Qube Creatives ist in den Disziplinen Branding, Corporate, Kommunikation und Digital tätig. Des Weiteren engagiert er sich im Kiwanis Club Belp-Gürbetal als Chairman PR.